Was machen chinesische Athleten, wenn die Karriere vorbei ist?
Viele werden nach dem Leistungssport, den sie ja nur etwa zehn Jahre betreiben können, Trainer. Der Sport ist das Einzige, mit dem sie sich auskennen. Ihnen fehlt aber die Qualifikation, also eine sportwissenschaftliche Ausbildung. Es ist für mich oft mühsam, meine Trainingsinhalte zu erklären, weil die Sportler die Zusammenhänge nicht verstehen.
Embed from Getty ImagesWas zum Beispiel ?
Ich lege großen Wert darauf, dass ein Sportler vom Grundsatz her weiß, warum er etwas tut. Aber bei den Chinesen ist das ein Teufelskreis: Die Sportler haben keine Ausbildung; sie verstehen viele Sachen nicht, und bei den Trainern ist es auch nicht besser. Inzwischen sage ich daher meistens: „Macht erst mal und fragt mich nachher.“
Qualität im Training
Wie wurden die Sportler vor Ihnen betreut und wie entsteht Qualität ?
Die Trainingsmethode bestand in erster Linie aus Druckmachen. Die Kanuten waren zwar viele Stunden auf dem Wasser, sind gerannt, haben Krafttraining und Gott weiß was gemacht, aber eben ohne Qualität.
Und das ist für mich ein entscheidender Unterschied für die Qualität eines Trainings: Die entsteht erst, wenn man sich mit Leib und Seele reinhängt. In meinen Augen sollen Betreuer und Trainer keine Kontrollfunktion von oben nach unten ausüben, sondern sich auf der gleichen Ebene mit den Sportlern bewegen, um ihnen zu helfen.

Ist ein guter Umgang mit den Sportlern tatsächlich leistungsfördernd?
Ich bin davon überzeugt, dass sich Höchstleistung nur entwickelt, wenn man auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Wie weit oder tief die Zusammenarbeit geht, hängt dann aber sehr vom Sportler und seinem Intellekt ab. Ein Sportler sollte den Weg des Trainers verstehen. Das beziehe ich weniger auf das Fachliche, sondern es geht mir in der Hauptsache um menschliche Arbeit, um eine Beziehung und um Kommunikation. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Sportler einen gewissen geistigen Level braucht, um die Zusammenhänge zu verstehen, mit dem Trainer zu reden und Vertrauen in die Arbeit zu haben.
Gibt es auch Athleten, die zu intelligent sind?
Ja, und das ist auch nicht gut. Wer zu viel nachdenkt, bremst sich selber.