Drop-Out-Risiken im Leistungssport
Eine Karriere im internationalen Spitzensport soll mehrere Jahre dauern. Unter Drop-Out versteht man den vorzeitigen Abbruch einer leistungssportlichen Karriere. Das Drop-Out-Phänomen ist ein internationales und sportartenübergreifendes Problem.
Die moderne Entwicklung des Hochleistungssports kann dazu führen, dass in den nächsten Jahren die Drop-Out-Quoten weiter ansteigen. Denn die Anforderungen an die Leistungssportler sind gekennzeichnet durch stetig steigende physische Belastungen und durch wachsende Anforderungen im psychischen und sozialen Bereich.
Embed from Getty ImagesWesentliche Drop-Out-Ursachen
Folgende Faktoren als ausschlaggebend für den Karriereabbruch – und damit im Umkehrschluss auch für den Verbleib im Leistungssport – betrachtet werden.
- Belastungen durch Schule, Beruf und Berufsausbildung
- Verletzungen, Probleme, Krisen – u.a. Corona-Krise
- Interessenkonflikt: Leistungssport – Freizeit
- Einfluss der Eltern, Trainer, Umfeld
- Motivationsprobleme
Diese Aufstellung ist nicht als Rangreihe zu verstehen, sie listet nur mögliche Drop-Out-Faktoren auf. Letztendlich zeigt sich bei jedem Drop-Out eine individuelle Kombination von Gründen.
Drop-Out Risiken – Erklärungen
Belastungen durch Schule, Beruf und Berufsausbildung
Die Vereinbarkeit der Doppelbelastung von Schule und Beruf/Berufsausbildung und Ausübung des Leistungssports stellt für Sportler ein großes Problem dar. Die Grundlagenarbeit für die spätere berufliche Laufbahn findet in vielen Sportarten in einer Lebensphase statt, in der zugleich hohe Aufwendungen im Leistungssport notwendig sind. Dies führt in der Regel zu Koordinierungsproblemen.
Im Spitzentennis kommt es aufgrund der hohen zum Teil ganzjährigen Belastungen, die in den letzten 25 Jahren noch stark zugenommen haben, zu negativen Auswirkungen auf die Berufskarriere. Die meisten ehemaligen Spitzentennisspieler kompensieren den Tatbestand des fehlenden Berufsabschlusses durch ihre Kenntnisse im Tennissport und durch zusätzlich erworbene Trainerlizenzen, viele von ihnen haben eine Berufstätigkeit im Bereich des Sports gefunden.

Probleme – Krisen – Corona-Krise
Im Laufe der Leistungsentwicklung kommt es für bald jeden Athleten zu vielfältigen Problemen oder Krisen. Diese können von persönlichen Themen bis zu Problemen im Umfeld oder bei der Ausübung des Sports reichen.
Momentan steht die weltweite Corona-Krise im Mittelpunkt. Für ambitionierte Leistungssportler bedeutet diese Situation einen großen Einschnitt, egal in welcher Phase ihrer Laufbahn sie sich befinden. Zwar können Sportler in einer Zeit trainieren bis sie blau werden, nur werden die Mühen (erstmal) nicht durch Wettkämpfe und das Messen mit Konkurrenten belohnt.
Verletzungen
Zahlreiche Studien verweisen auf die zunehmende Häufigkeit von Verletzungen, die in Kombination mit der daraus resultierenden Leistungsstagnation ein vorzeitiges Karriereende bedingen. Bei der Analyse von sportart- und trainingsspezifischen Verletzungen fällt die Komplexität von vielfältigen Variationen im Ursachengefüge auf.
Hinsichtlich des Drop-Out-Risikos ist grundsätzlich die Verletzungsgefahr zu prüfen, des Weiteren sollte der Athlet bei der Überwindung von Verletzungen adäquat unterstützt werden.
Einfluss der Eltern
Eltern begleiten die Entwicklung ihrer Kinder. Ihre Einstellung zum Leistungssport und ihre Unterstützung haben einen entscheidenden Einfluss auf die sportliche Karriere ihrer Kinder. Eltern spielen eine zentrale Rolle für Motivation und Zufriedenheit junger Athleten.
Neben der positiven unterstützenden Rolle der Eltern kann zu hoher Druck oder Zwang zu einer Unzufriedenheit führen. Der wahrgenommene elterliche Druck kann das Selbstwertgefühl der Sportler beeinträchtigen und Stress und Schuldgefühle hervorrufen. Diese Situation kann dazu führen, dass Athleten sich vorzeitig vom Sport abwenden.

Einfluss des Trainers
Der Trainer spielen eine die entscheidende Rolle in der leistungssportlichen Entwicklung ihrer Athleten. Mit steigender Leistungsentwicklung wächst die Bedeutung der Trainer. Er ist nicht nur mitverantwortlich für den erfolgreichen Verlauf einer sportlichen Laufbahn, sondern auch für einen Karriereabbruch.
Die Erwartungen an die Trainer sind entsprechend komplex und beziehen sich nicht nur auf die konkrete Leistungsförderung, sondern auch auf die pädagogische und psychologische Unterstützung. Sozial kompetente Trainer sind in der Lage, positives Feedback, ermutigende Unterweisung und Bewegungskorrekturen zu geben. Dadurch rufen sie nicht nur Zufriedenheit und Motivation bei ihren Athleten hervor, sondern sie fördern zudem die Entwicklung der Persönlichkeit.
Motivationsprobleme
Für eine erfolgreiche leistungssportliche Karriere und zur Vermeidung des Drop-Out sollten bei den Trainern grundlegende Kenntnisse über die Leistungsmotivation im allgemeinen und im speziellen für den jeweiligen Sportler vorliegen, so dass zielgerichtete Interventionen eingeleitet werden können.
Interessenkonflikt: Leistungssport – Freizeit
Die Ausübung des Leistungssports ist schon lange keine Nebensache mehr, so dass das geforderte leistungssportliche Engagement im Konflikt zu anderen Freizeitaktivitäten steht. Dieses Konfliktpotential kann bei einigen Sportlern ein Faktor für den vorzeitigen Karriereabbruch sein.