Dressur-Reiten: Matthias Rath über seine Faszination

Was fasziniert Sie am Reiten?

Beim Reiten muss man immer dazulernen und auch wenn man meint, mit einem Pferd zurecht zu kommen, lernt man ständig weiter. Dazu bringt einen das Lebewesen Pferd. Unter den Pferden gibt es die unterschiedlichsten Charaktere und es ist immer spannend, mit ihnen umzugehen. Jedes Pferd ist anders im Stall, im Umgang und beim Reiten – und das macht den Sport Reiten für mich faszinierend.

Vergeht ein Tag ohne Pferd bei Ihnen und was ist Ihr Antrieb fürs Reiten?

Es gibt wenige Tage, an denen ich nicht auf dem Pferd sitze. Meine Freundin denkt vielleicht das eine oder andere Mal, sonntags könnten wir mal etwas anderes machen. Aber das gehört dazu, dass man ein bisschen verrückt ist nach Reiten und – außer im Urlaub – nicht davon lassen kann. Das ist genau wie im Beruf: wenn man etwas erreichen will, gibt’s auch keinen Feierabend. Und wenn ich im Dressur-Reiten zu den Besten gehören will, dann muss ich einfach viel dafür tun.

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Was können Sie als Reiter bei unterschiedlichen Pferden bewirken?

Wenn ich zwei Pferde nebeneinander stellen und mit jedem gleich gut reiten würde, käme jeweils eine unterschiedliche Punktzahl heraus. Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter und individuelle Fähigkeiten. Wenn ich z.B. vormittags vier verschiedene Pferde reite und mit allen Pirouetten machen will, gebe ich meine Hilfe mit unterschiedlicher Intensität und stelle mich auf jedes Lebewesen neu ein.

Wie lassen sich Ihre reiterlichen mit den sportlichen Zielen vereinbaren?

Es würde mich nicht allein zufriedenstellen zu sagen: „Ich will zur Olympiade 2012 und will da erfolgreich mitreiten“. Aus sportlicher Sicht wäre es schön, dort zu reiten, aber damit erreiche ich nur Teile meiner Ziele im Reitsport. Mir geht es darum, mich als Reiter weiterzuentwickeln, viele Pferde gut auszubilden und in den nächsten Jahren immer wieder mit ihnen das höchste Niveau zu erreichen.

Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl, Matthias Alexander Rath and Kristina Broering-Sprehe (v.l.n.r FEI EM Aachen, 2015)

Heißt das auch, man sollte sich und seine Fähigkeiten ständig überprüfen?

Beim Reiten gibt’s immer wieder Erlebnisse mit den Pferden, die einem zeigen: „Na, eigentlich kannst Du‘s immer noch nicht“. In anderen Sportarten muss man selbstkritisch bleiben, beim Reitsport übernehmen das die Pferde. D.h., man wird immer wieder dazu angehalten, darüber nachzudenken und muss sich stetig weiterentwickeln.

Das klingt nach lebenslangem Lernen!

Als Reiter lernt man nie aus und erwirbt mit den Jahren einen riesigen Erfahrungsschatz. Mein Vater z.B. hat so viele Pferde in seinem Leben geritten, dass er sofort weiß, wie er unterschiedliche Pferde handhaben kann.

Leistungssport, 5/2010